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Geschrieben

Ich habe mal eine Frage zur Signalisierung in großen Bahnhöfen wie den in München. Denn dort herrschen ja andere Bedingungen als in einem kleinen Bahnhof mit zwei oder drei Gleisen. Zur Verdeutlichung meiner Frage habe ich mal drei Bilder zur Anschauung verlinkt: Bild 1, Bild 2, Bild 3 Wie man unschwer erkennen kann gibt es hier etliche Weichen und Kreuzungen, welche wiederum verschiedene Gleisziele haben (können). Theoretisch müssten da doch eigentlich Signale stehen, welche den Verkehr regeln. Gehe ich recht in der Annahme, dass ein Signal vor der Einfahrt in den Bahnhofsbereich genügt, welches dann eine bestimmte Fahrstraße freischaltet? Das selbe gilt dann wohl auch bei der Ausfahrt eines Zuges, da schaltet das Signal am Bahnstegende die entsprechende Strecke frei. Und offensichtlich müssen es nicht unbedingt Formsignale sein, es dürfen scheinbar auch Lichtsignale sein.

Warum frage ich das? Ich kenne mich zwar recht gut mit den Signalen für Straßenbahnen aus, aber bei Eisenbahnen bin ich eine technische Wildsau. Nun bin ich aber dabei, den Augsburger Hauptbahnhof mit seinem Gleisbild für den Personenbahnhof nachzubauen, und da soll natürlich auch die Signalisierung stimmen. Ich würde mich über Tipps und Hinweise zur Signalisierung freuen, denn hier sind doch einige profunde Kenner der Bahn am schreiben. In diesem Sinne wünsche ich allseits einen schönen Sonntag.

Walter

Geschrieben

Hallo @Klartexter

in der Tat ist so ein Kopfbahnhof wie in München betriebstechnisch sehr komplex. Allerdings lassen sich solche komplexe Betriebsabläufe mit unzähligen Weichen und Signalen mit einfacheren Grundregeln ganz gut beschreiben.


Grundregel Nr. 1 – Fahren in Blockabschnitten

Jeder Zug darf in nur einen freien Blockabschnitt fahren und in einem Blockabschnitt darf sich maximal nur ein einziger Zug befinden. Ein Blockabschnitt startet an einem Startsignal und endet am Zielsignal. In einem Blockabschnitt können mehrere Weichen liegen. Über die Fahrstraße werden die Weichen in die richtige Stellung gebracht. Die Fahrstraße startet ebenfalls am Startsignal und endet am Zielsignal.

vor 57 Minuten schrieb Klartexter:

Gehe ich recht in der Annahme, dass ein Signal vor der Einfahrt in den Bahnhofsbereich genügt, welches dann eine bestimmte Fahrstraße freischaltet?

Ja grundsätzlich reicht für eine Einfahrt in eines der Gleise ein einfaches Einfahrtsignal aus. Ist ein Bahnhof aber in mehrere Bahnhofsteile unterteilt, so stellt man dort sogenannte Zwischensignale auf. Siehe auch folgende zweite Graphik aus diesem Link: TF-Ausbildung.de - Bahnhöfe

vor 57 Minuten schrieb Klartexter:

Das selbe gilt dann wohl auch bei der Ausfahrt eines Zuges, da schaltet das Signal am Bahnstegende die entsprechende Strecke frei.

Ja genau.

vor 57 Minuten schrieb Klartexter:

Und offensichtlich müssen es nicht unbedingt Formsignale sein, es dürfen scheinbar auch Lichtsignale sein.

Ja, Formsignale wurde früher verwendet. Heutzutage verwendet man Lichtsignale.

 

Grundregel Nr. 2 – Definition eines Bahnhofs
Beinhaltet eine Gleisanlage mindestens eine Weiche, wo Züge beginnen, enden, halten, kreuzen, überholen oder wenden dürfen, handelt es sich um einen Bahnhof, ansonsten um einen Haltepunkt

Siehe auch: TF-Ausbildung.de - Bahnhöfe

Es gibt noch viele weitere Themen (Regeln) wie zum Beispiel die Hp-Signalbilder (TF-Ausbildung.de - Hp-Signale) oder die etwas neueren Kombinations-Signalbilder (TF-Ausbildung.de - Ks-Signale). Die Webseite: TF-Ausbildung.de - Startseite kann ich dir nur wärmstens an Herz legen. Ich hoffe ich konnte dir etwas weiterhelfen.


Viele Grüße,
Tim

Geschrieben

Hallo Walter,

zur Veranschaulichung des Fahrstraßen-Prinzips hier ein paar Beispielbilder:

01GBSGschenen.thumb.jpg.52c4c9e47976608ef478751563fd66dd.jpg

Die Definition von Fahrstraßen ist vor allem da angebracht, wo sich über Weichenfelder hinweg verschiedene Fahrwege überkreuzen können. Mit der Definition einer Fahrstraße und einer entsprechenden Gleisfreischaltung kann sichergestellt werden, dass sich kreuzende Fahrwege nicht gleichzeitig befahren werden können. 

Im obigen Bildbeispiel gibt es zwei Züge in den Streckengleisen B01 (Bergstrecke links) und T02 (Talstrecke rechts, jeweils durch die rote Belegung des äußeren GBS-Bausteins gekennzeichnet), welche in die Personengleise P01 und P03 des Bahnhofs Göschenen einfahren wollen. Gleichzeitig möchten die Güterzüge in den Gütergleisen G04 und G05 des Bahnhofs (durch die rote Gleisbelegung gekennzeichnet) in die Strecken T01 (rechts) und B02 (links) ausfahren. Die Fahrwege T02-P03 und G04-T01 überkreuzen sich herbei, sodass nicht beide Fahrwege gleichzeitig freigeschaltet werden können. Im vorliegenden Beispiel wurde dem Fahrweg T02-P03 der Vorzug gegeben. Die von T02 nach P3 aktivierte Fahrstraße (hier gelb dargestellt) verhindert die gleichzeitige Aktivierung der Fahrstraße von G04 nach T01 (die im Modellbahn-Studio zwar bereits "reserviert" werden kann, aber durch die kreuzende aktive Fahrstraße blockiert wird).

Im Gegensatz dazu gibt es bei den "bergseitigen" Fahrstraßen B1-P02 und G05-B02 keine gegenseitige Überlappung und auch keine zur talseitigen Fahrstraße T02-P03, sodass alle 3 Fahrstraßen gleichzeitig freigegeben und befahren werden können.

02GBSGschenen.thumb.jpg.2e6a70fb7f11e4f7cbaffb73e14e51bd.jpg

Das nächste Bild zeigt die Situation ein paar Minuten später: Der Personenzug aus dem Talgleis T02 ist inzwischen in das Bahnhofsgleis P03 eingefahren, wodurch die Fahrstraße T02-P03 deaktiviert wurde. Die Fahrstraße G04-T01 für den talwärts fahrenden Güterzug kann nun aktiviert und damit dessen Fahrweg freigeschaltet werden (siehe auch hier den gelb markierten Pfad). Auch der bergseitige Personenzug ist über die Fahrsraße B01-P01 in den Bahnhof eingefahren, und der Güterzug aus Bahnhofsgleis G05 entschwindet gerade über die nach dem Erreichen des Ausfahrsignals deaktivierte Fahrstraße G05-B02 auf die Bergstrecke.

Bitte beachte, dass die von einem Zug befahrene Fahrstraße genau dann deaktiviert wird, wenn der Zug das Zielsignal der Fahrstraße  (und damit die Zugspitze das Ende der Fahrstraße) erreicht hat. Dies bedeutet nicht zwingend, dass nun kreuzende Fahrstraßen direkt aktiviert und damit deren Fahrwege freigeschaltet werden können. Denn Teile des Zuges können ja trotz dessen Ankunft am Ende der Fahrstraße kreuzende Fahrwege immer noch blockieren. Dies wird vom Modellbahn-Studio berücksichtigt. Dieses gibt eine durch die Fahrstraße eines kreuzenden Zuges blockierte Fahrstraße genau dann frei, wenn der blockierende Zug den blockierten Fahrweg komplett passiert hat, und zwar unabhängig davon, ob der blockierende Zug das Ende "seiner" Fahrstraße bereits überfahren (Fahrstraße bereits deaktiviert) oder noch nicht erreicht hat (Fahrstraße noch aktiv).

Eine funktionierende Fahrstraßen-Steuerung findest Du in der "Bahnhofsmodul-Anlage 20211026", die im Online-Katalog unter der Content_ID 8DE83A85-E844-482C-AD3C-E2C18633EFCA zu finden ist. Nach dem Öffnen werden 4 Fenster angezeigt, wobei das Hauptfenster die vollständige Anlage zeigt, und in den 3 Neben-Fenstern die Gleisbildstellpulte der 3 Bahnhöfe eingeblendet sind. Klicke dort jeweils auf den Start/Stop-Taster links oben, um die jeweiligen Bahnhöfe "in Betrieb" zu setzen. Ab da kannst Du Dich zurücklehnen und dem Treiben der Züge zusehen, die sich fortan selbst ein freies Zielgleis in einem der anderen Bahnhöfe aussuchen und losfahren, sobald ihre Fahrstraßen erfolgreich aktiviert worden sind. Bei sich überkreuzenden Fahrstraßen wird ein gleichzeitiges Befahren ausgeschlossen. Bei parallelen Fahrstraßen ist eine Parallelfahrt oder Zugbegegnung innerhalb der Weichenfelder möglich, da sich die Züge hier nicht "ins Gehege" kommen.

Viele Grüße
BahnLand

Geschrieben

´Danke auch an Dich, @BahnLand. Ich versuche jetzt mal, die ganzen Anregungen mit umzusetzen. In einem füheren Versuch  mit drei Gleisen hatte ich die Signale und Weichen mit einem Schlagwort verbunden, je nach Art des Zugschlagworts wurden die Züge auf eines der drei Gleise geführt. Mein jetziger Anlagenversuch hat aber 7 Gleise, das entspricht zwar noch nicht dem Augsburger Original mit 10 Gleisen, aber da muss ich dann schon etwas mehr in die EV stecken. In Augsburg enden zudem Gleise innerhalb des Bahnsteigs, der Bahnsteig is an beiden Seiten dann nur sehr schmal, wie man auf diesem Bild auch erkennen kann. Diese Situaltion lässt sich im MBS auch nicht nachbilden, einzig das Gleis 1a ist da möglich. Aber die Anlage soll ja nicht unbedingt ein 1:1 Spiegel des Originals sein, aber die Durchfahrgleise will ich da schon platzieren. Die Tipps helfen mir da sicher weiter. Eine Frage habe ich noch zum Gleisabstand. Ist das Modell mit der ID 08DB0356-A667-4191-8A4A-3C8A7BC48386 von Henry hierfür das richtige? Oder ist ein anderes Modell sinnvoller? Danke für die Tipps sagt

Walter

Geschrieben

Hallo Walter,

ich habe mir die Gleise des Augsburger Hautbahnhofs man mit Google Maps aus der "Vogelperspektive" senkrecht von oben angeschaut.

11AugsburgHbf.thumb.jpg.21fa48fdc3eb50ca368ab0afe1b01fc4.jpg
(zum Vergrößern bitte anklicken)

Da in Google Maps rechts unten immer eine Längeneinheit im passenden Maßstab abgebildet ist, kann man hiermit die Gleisabstände relativ einfach "abgreifen". Für die parallelen Durchgangsgleise ergibt sich hierbei ein Gleismitten-Abstand von etwa 4,3 m. Für den Abstand zwischen den Stumpfgleisen und den jeweiligen Nachbargleisen habe ich zwischen 5,0 m und 5,7 m abgegriffen. Das sind natürlich nur "grobe Abschätzungen" (Pi mal Auge), aber als Anhaltspunkt für den Parallelgleisabstand im Maßstab H0 sind die Maße meiner Ansicht nach durchaus brauchbar. Auf diesen Maßstab umgerechnet ergeben die abgegriffenen 4,3 m einen H0-Gleisabstand von 49,5 mm.

12WeinertVorbildGleisgeometrie.thumb.jpg.1c3a10e86dd5522348d9748e7008a877.jpg

Welcher Gleisabstand bei den Modellgleisen erreicht wird, hängt von der Geometrie der Weichen ab, mittels derer eine Weichenverbindung zwischen den parallel verlaufenden Gleisen hergestellt werden können soll.  Das von Dir oben genannte Gleisabstands-Modell ist die von @Henry für das Weinert-Gleissystem "Mein Gleis" hergestellte "Abstandslehre", mit welcher ein Parallelgleisabstand von 51,2 mm erzeugt werden kann (im obigen Bild links oben). Erzeugt man mit den Weinert-Weichen mit 8,6° Abzweigwinkel durch Einfügen der 17,2°-Kreuzung eine Hosenträger-Konfiguration (links unten), erhält man einen Gleisabstand von etwa 77 mm. Auf der rechten Seite im obigen Bild habe ich entsprechende Gleiskonfigurationen mit dem Gleissystem "Vorbild-orientiert" erstellt. Hier bekommt man die Gleisabstände 48 mm und 72 mm. Ich würde ganz "subjektiv" beide Gleissysteme als "passend" betrachten. Weitere Gleissysteme aus dem Online-Katalog habe ich nicht untersucht. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass es weitere "passende" Gleissysteme gibt, deren Parallelgleisabstand etwa bei 50 mm liegt.

Viele Grüße
BahnLand

Geschrieben

Hallo @Klartexter,

In meinen Augen hast Du Dir da eine Mammutaufgabe vorgenommen - selbst wenn Du den Gleisplan des Augsburger-Hbf nicht 1: 1 nachbilden möchtest. So wie es @BahnLandunter Nutzung von Google Maps gezeigt hat, kann man einige Informationen über die örtlichen Gleise gewinnen. Und dann gibt es noch OpenrailwayMap, wo man im Suchfeld "Augsburg-Hbf" eingibt und dann den realen Gleisplan angezeigt bekommt. Man kann zusätzlich einen Filter für "Signale und Sicherheitseinrichtungen" setzen und erhält eine entsprechende Anzeige. Zugegebenermaßen bei einem solchen Großbahnhof ist es erstmal ob der Anzahl und Art der Signale schwer erfassbar, was da angezeigt wird.  Ich empfehle Dir trotzdem, mal einen Blick darauf zu werfen. Entweder sagst Du dann: Ich gebe auf -oder Du sagst: Jetzt erst recht.

Gruß

streit_ross

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