Hallo zusammen,
jetzt kommt ein "großer Brocken" - die deutschen Reisezugwagen. Deren Vielfalt ist so groß, dass sie unmöglich alle hier dargestellt werden können. Ich habe aber versucht, eine repräsentative Auswahl zusammen zu stellen, und gleichzeitig noch einige "markante" Sonderfahrzeuge hinzugefügt. Die Zusammenstellung ist natürlich "rein subjektiv".
Die Beschreibung der Wagentypen erfolgt grob in chronologischer Reihenfolge. Die meisten Wagentypen wurden jedoch auch noch in späteren Epochen eingesetzt. Zugunsten einer besseren Übersicht, werden alle aufgezählten Wagentypen nur einmal beschrieben, wobei deren Lackierungs-Varianten in späteren Epochen dann gleich mit aufgeführt werden.
Die ersten Wagen aus der Anfangszeit der Eisenbahn orientierten sich noch sehr an der Form der Postkutschen, deren Kästen - einfach hintereinander gesetzt - den Fahrgastbereich des Personenwagens bildeten.
Schon beim Adler-Zug zwischen Nürnberg und Fürth gab es für die mehr und weniger betuchten Fahrgäste unterschiedliche Komfortstufen, die schließlich als Wagenklassen bezeichnet wurden. Für diese Klassifizierung bürgerten sich die Bezeichnungen "A" (1. Klasse), "B" (2. Klasse), "C" (3. Klasse) und "D" (4. Klasse) ein. Packwagen wurden ursprünglich als "Pw" bezeichnet. Bei der Bundesbahn gab es keine 4. Klasse mehr. Man verwendet daher heute den Buchstaben "D" für die Kennzeichnung der Pack- oder Gepäckwagen. Schlaf- und Speisewagen kennzeichnet man mit den Buchstaben-Kombinationen WL (Wagon Lits) und WR (Wagon Restaurant). Bei Liegewagen wird die Klassenbezeichnung durch ein kleines "c" ergänzt (Couchettes). Für Wagen mit gemischter Verwendung kommen die Kennzeichnungen auch in Kombination zum Einsatz (Beispiele: BD = 2.Klasse-Wagen mit Gepäckabteil, AR = 1.-Klasse-Wagen mit Speiseraum, WLAB = Schlafwagen 1./2.-Klasse).
Vor dem Ersten Weltkrieg waren die deutschen Länder noch unabhängige Staaten, die jeweils auch ihre eigene Staatsbahn besaßen:
Großherzoglich Badische Staatseisenbahnen
Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn
Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahn
Königlich Bayerische Staats-Eisenbahnen
Königlich Sächsische Staatseisenbahnen
Königlich Württembergische Staats-Eisenbahnen
Königlich Preußische Eisenbahn-Verwaltung (Preußisch-Hessische-Eisenbahngemeinschaft)
Reichseisenbahnen in Elsass-Lothringen (nach dem Ersten Weltkrieg Teil Frankreichs)
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die verbliebenen Länderbahnen zur Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft (DRG, nach 1933 Deutsche Reichsbahn) zusammengeführt, aus der nach dem Zweiten Weltkrieg die beiden deutschen Staatsbahnen DB (Deutsche Bundesbahn) und DR (Deutsche Reichsbahn der DDR) hervor gingen. Nach der deutschen Wiedervereinigung gingen 1994 die beiden deutschen Bahnen in der DBAG (Deutsche Bahn AG) auf.
Die unterschiedlichen Bahnverhältnisse spiegeln sich auch in den verschiedenen Fahrzeugtypen wieder. Bei vielen Länderbahnen überwogen zunächst die "Abteilwagen" (auch Coupé-Wagen), bei denen jedes Abteil durch eine separate Tür von außen betreten wurde. Die folgende Abbildung zeigt zunächst neben den Wagen des Adler-Zuges von 1835 badische und oldenburgische Abteilwagen.
In Preußen waren die Wagen der 2.Klasse grün, die der 3. Klasse braun und 4.-Klasse-Wagen grau. Bei Wagen mit 1.-Klasse-Abteilen wurden diese durch einen gelben Rahmen gekennzeichnet. Für den Berliner Schnellbahn-Verkehr (Vorläufer der Berliner S-Bahn) kamen kurzgekuppelte 3-Achser-Pärchen zum Einsatz. Die 4-achsigen Wagen des "Ruhr-Schnell-Verkehrs" wurde durch eine 2- und 3-farbige Sonderlackierung hervorgehoben.
Auch in Sachsen war der Abteilwagen verbreitet, während er in Württemberg eher die Ausnahme war. Die Württemberger setzten gleich von Anfang an auf den mit Endplattformen versehenen "Durchgangswagen", bei dem man innen durch den Wagen von einem zum anderen Ende hindurch gehen konnte.
Dieser Wagentyp kam als 2-, 3-, 4- und auch 6-Achser natürlich auch bei den anderen Länderbahnen zum Einsatz. Das obige Bild zeigt eine Übersicht über badische, bayerische, mecklenburgische, oldenburgische und preußische 2- und 3-achsige Durchgangswagen mit offenen oder geschlossenen Plattformen.
Einige von Württembergs "Lattenwagen"-3-Achsern erhielten für die Zahnradstrecke Honau-Lichtenstein ein zusätzliches "Bremszahnrad". Die fest gekuppelten Doppel-2-Achser wurden bereits zu Länderbahn-Zeiten im Stuttgarter Vorort-Verkehr eingesetzt. Die ersten 2-achsigen Einheitswagen der DRG waren die sogenannten "Donnerbüchsen" der Bauart 28, denen in den 1930er Jahren noch eine Bauart mit durchweg geschlossenen Endplattformen folgte. Alle nach dem Ersten Weltkrieg in die DRG eingebrachten Länderbahn-Wagen erhielten dort den grünen Einheits-Anstrich und gelangten teilweise nach dem Zweiten Weltkrieg sogar noch zur DB oder DR.
4-achsige Durchgangswagen mit offenen Plattformen gab es hautsächlich in Baden (oben) und Württemberg (unten). Eine Besonderheit stellten die extrem kurzen 4-achsigen "Langenschwalbacher" Wagen dar, die speziell für die kurvenreiche Strecke zwischen Wiesbaden und Langenschwalbach gebaut wurden. Die preußischen Speisewagen (mit Teakholzverkleidung) und Schlafwagen kamen nach dem ersten Weltkrieg zu der 1916 gegründeten Mitropa (Mitteleuropäische Schafwagen- und Speisewagen AG).
Bei den Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen wurde bereits der Eröffnungszug 1845 zwischen Cannstatt und Untertürkheim aus 4-achsigen Plattformwagen gebildet, die damals noch aus Amerika importiert wurden ("Amerikaner-Wagen"). Diese Wagenform wurde in Württemberg über mehrere Wagengenerationen hinweg im Wesentlichen beibehalten. Die letzte Wagengeneration erhielt aber (wie bei den anderen Länderbahnen auch) geschlossene Wagenübergänge, sodass es möglich war, durch den kompletten Zug hindurch zu gehen. Ein solcher Wagen (in blau) stand auch dem württembergischen König zur Verfügung.
6-achsige Reisezugwagen sind aus Baden, Bayern und Preußen bekannt. Bei dem bayerischen Wagen handelt es sich um den Salonwagen des Prinzregenten, den die Modellbahnfirma Roco sowohl mit blauem als auch mit grünem Anstrich angeboten hatte.
Der deutsche Kaiser Wilhelm II. ließ sich ab 1889 einen Salonwagenzug bauen, der in der Standard-Zusammenstellung aus dem Kaiser- und den Kaiserinnen-Wagen in der Zugmitte, daran angeschlossenen Herren- und Damengefolgewagen, einem Speise- und einem Küchenwagen sowie je einem Packwagen an beiden Zugenden bestand. Eine solche Kombination, bestehend aus der ersten von 3 Wagengenerationen, ist in den beiden ersten Zeilen des obigen Bildes dargestellt. Der darunter abgebildete Kurzzug diente dem Kaiser als Pendelzug zwischen Berlin und Potsdam. Dann folgt - wieder über 2 Zeilen - eine Kaiserzug-Kombination aus den Hofzugwagen der jüngeren Generation. Der Hofspeise- und Küchenwagen Nr. 12 von 1891 war ursprünglich 4-achsig und besaß nur auf einer Seite einen Zugang. 1906 wurde ein zweiter Zugang angebaut und der um diesen Teil verlängerte Wagenkasten auf 3-achsige Drehgestelle gesetzt. Diese "Metamorphose" ist in der unteren Zeile des obigen Bildes dargestellt.
Nach dem Ersten Weltkrieg ging der Deutsche Kaiser ins Exil, und die Wagen des Hofzugs wurden einer anderen Nutzung zugeführt. Vom Kaiser aufgrund der Ablösung durch jüngere Wagen nicht mehr benötigte Hofzugwagen wurden bereits durch die preußische Staatsbahn KPEV als Salon-, Speise und Schlafwagen weiterverwendet. Nach dem Krieg fuhren die zu Salonwagen der Mitropa umgebauten Gefolgewagen im Luxuszug L111/112 "Berlin-London-Express", der zwischen Berlin und Hannover von einer ehemals preußischen S10 (BR 17.10) und zwischen Hannover und dem holländischen Oldenzaal von einer einst preußischen T18 (BR 78) gezogen wurde. Dieser Zug war seinerzeit der schnellste fahrplanmäßige Zug Deutschlands. Weitere Hofzugwagen wurden von der Mitropa als Speise- und Schlafwagen eingesetzt. Der Nachwelt erhalten geblieben sind der Kaiserinnenwagen 2A von 1911 im Werksmuseum von Linke-Hofmann-Busch (LHB) in Salzgitter, der Kaiserinnenwagen 2" von 1901 in der Akademie für Führungskräfte der Deutschen Bahn im alten Kaiserbahnhof Potsdam, der Kaiserwagen 1 von 1889 im Deutschen Technik-Museum in Berlin, der Herrengefolgewagen 5A" bei den Usedomer Eisenbahnfreunden in Ahlbeck und der nicht Teil des Hofzugs gewesene Salonwagen des Kronprinzen Wilhelm, der heute im Süddeutschen Eisenbahnmuseum in Heilbronn steht.
Die ersten "Einheitswagen" der DRG waren die Hechtwagen, die sich in ihrer Form noch deutlich an die preußischen Stahlwagen anlehnten. Danach kamen die Wagen mit geradem Tonnendach, denen in den 1930er Jahren die Einheitswagen E30 sowohl in der Schnellzug- als auch in der Eilzug-Variante folgten. Die Eilzugwagen hatten im 3.-Klasse-Bereich Doppeltüren für einen schnelleren Fahrgastfluss. Die letzten Reichbahn-Wagen waren die windschnittigen Schürzenwagen, deren Speisewagen es sogar noch in die Popwagen- und Computernummer-Ära der DB (Anstrich oben rot, unten hellgrau) schaffte.
Eine Abwandlung der Tonnendachwagen waren die Luxuswagen des Rheingoldzuges von 1928, der zwischen Hoek van Holland und Basel das Rheintal entlang fuhr. Weitere Sonderausführungen waren die Wagen des Karwendel-Express. In den 1950er Jahren wurden in Bamberg Versuche mit einem mit der V80 gekuppelten Wendezug unternommen, dessen Eilzugwagen vom Typ E30 hierfür den roten Triebwagen-Anstrich bekamen.
Die Wagen des Henschel-Wegmann-Zuges kamen in den 1950er Jahren als "Blauer Enzian" zwischen Hamburg und München zum Einsatz. Da dieser Zug an einem Tag nur in eine Richtung verkehren konnte, wurde aus Tonnendach- und Schürzenwagen ein Gegenzug gebildet, für den aus einem Schürzenwagen ein zusätzlicher Aussichtswagen hergestellt wurde. Dieser "Kanzelwagen" war zuletzt auch in grüner Farbgebung eingesetzt und ist heute noch erhalten, während vom originalen Henschel-Wegmann-Zug kein Wagen "überlebt" hat.
Die beiden unteren Reihen des obigen Bildes zeigen schließlich einige unterschiedliche Typen von Postwagen, welche - abgesehen von den zusätzlichen Oberlichtfenstern - etwa den hier beschriebenen Reichsbahn-Wagentypen entsprechen.
Bei beiden deutschen Bahnen gab es nach dem Zweiten Weltkrieg große Umbau-Aktionen, bei denen jeweils noch in großer Stückzahl vorhandene Länderbahn-Abteilwagen-Bauarten modernisiert und vereinheitlicht werden sollten. Bei der DB waren dies die Umbau-3-Achser und Umbau-Vierachser, wobei die Fahrgestelle der Spenderwagen auf eine einheitliche Länge gebracht und dann mit einem neuen Stahlwagenkasten versehen wurden.
Die Umbau-3-Achser kamen bei der DB immer paarweise zum Einsatz, wobei zwei B-Wagen, ein AB- und ein B-Wagen oder ein B- und ein BD-Wagen zusammengekuppelt waren. Bei den ET 85 mit Steuerwagen wurde dazwischen ein einzelner 3-Achser eingefügt. Außerdem fuhren auch bei der Tegernseebahn 3-Achser in dunkelblau, und für den Sonderzug "Deutsche Weinstraße" wurden die Wagen blau-beige lackiert. Ein Sonderling war der Gefängniswagen, dem die mittlere Achse fehlte.
Bei den 4-achsigen Umbauwagen wurden teilweise die Drehgestelle der Spenderwagen verwendet (Schwanenhals- und preußische Drehgestelle), oder es wurden neue Minden-Deutz-Drehgestelle eingebaut. Bei den Stuttgarter ET 65 lösten die Umbau-4-Achser in roter Farbgebung die württembergischen Doppelwagen als Mittelwagen zwischen Trieb- und Steuerwagen ab. Auch bei der Tegernseebahn fuhren die Wagen in Blau (teilweise mit weißer Borde), und es gab auch einen Sonderwagen "Theater im Zug". Als Versuchswagen diente der Wagen mit zwei Einzelrad-Laufwerken mit Kupplungs-abhängiger Anlenkung.
Bei der DR entstanden aus demselben Anlass und nach der gleichen Methode die "Reko-Wagen". Auch hier waren die Spender-Wagen alte Länderbahn-Abteilwagen. Allerdings gab es hier den kurzen Reko-Wagen sowohl als 2-Achser als auch als 3-Achser. Die aus 4-achsigen Länderbahn-Spenderwagen entstandenen Reko-Wagen wurden später noch als Neuwagen nachgebaut. Von diesen gelangten sogar noch einige zur DBAG und erhielten dort die rote Regionalverkehrs-Lackierung.
Daneben baute die DR aber auch Reichsbahn-Wagen aus der Zwischenkriegszeit um. Diese wurden als Modernisierungswagen bezeichnet.
Neubauwagen mit Mitteleinstieg gab es sowohl bei der DB als auch bei der DR. Die LOWA-E5-Mitteleinstiegswagen wurden ab 1954 gebaut und insbesondere im S-Bahn-Verkehr in Leipzig und in Magdeburg eingesetzt.
Die Mitteleinstiegswagen der DB waren die erste Wagenserie der DB mit 26,4 m Länge und kamen ab 1951 auf die Schienen. Es gab die Wagen als 1./2.-Klasse-Wagen (AByl), als 2.-Klasse Wagen (Byl) und als 2.-Klasse-Wagen mit Gepäckabteil und Führerstand (BDylf). Beim zugehörigen 1.-Klasse-Wagen (Ayl) fehlte der Mitteleinstieg ebenso wie beim Halbspeisewagen (BRbumh). Der Gepäckwagen (Dyl) hatte anstelle des Mitteleinstiegs auf jeder Seite zwei 4-flügelige Falttüren. Mitteleinstiegswagen gab es auch bei der NVAG (Nordfriesische Verkehrsbetriebe AG) auf der Strecke Niebüll-Dagebüll.
Eine große Verbreitung bei der DB fand der aufgrund seiner Nirosta-Außenhaut genannte "Silberling" bei der DB mit jeweils zwei Mitteleinstiegen auf jeder Wagenseite. Die Vorserienfahrzeuge hatten noch eine grüne Farbgebung. Beim "Karlsruher Wendezug" (blau-beige), der "City-Bahn" Köln-Gummersbach (orange-hellgrau) sowie bei den neuen Farbgebungen von DB und DBAG (grün-hellgrau bzw. verkehrsrot) wurde zugunsten des Farblacks auf das ursprüngliche Nirosta-Pfauenaugen-Muster verzichtet. Der Wagen mit dem Türkis/Weiß-Design fährt bei Arriva.
Fast alle Silberling-Wagen hatten ein Runddach. Nur die ursprünglich als Lazarett-Wagen konzipierten 2-Klasse-Wagen weisen ein Steildach auf.
Neben den 1./2.-Klasse-Wagen (ABn) und 2.-Klasse-Wagen (Bn) gab es auch noch den 2.-Klasse-Wagen mit Gepäckabteil (BDn) und den Steuerwagen (BDnf). Bei letzterem besaßen die ursprünglichen Wagen einen kleinen Steuerstand neben dem Wagenübergang ("Hasenkasten"). Bei einigen Wagen wurde der Wagenübergang später entfernt. Ein Großteil der Steuerwagen wurde modernisiert und mit dem "Karlsruher Kopf" ausgestattet, der sehr an das "Gesicht" des S-Bahn-Triebwagens 420 erinnert. Nach der Wende bekamen sowohl Silberlinge der DB als auch "Halberstädter" Nahverkehrswagen der DR den "Wittenberger Kopf" als Führerstand verpasst. Das "Hässliche Entlein" blieb ein Einzelstück.
Für die Silberlinge war eine Nachfolge-Bauart geplant, von der jedoch nur eine kleine Prototyp-Serie von LHB gebaut wurde. Als Wiesbaden zugunsten von Mainz vom Intercity-Netz abgeschnitten wurde, wurden die Wagen in die Intercity-Produktfarben rot/lichtgrau umlackiert und im Zubringerverkehr zwischen Mainz und Wiesbaden als "Wiesbaden-City" eingesetzt.
Als S-Bahn-Wagen für den Lok-bedienten Betrieb kamen dann die x-Wagen, die bis heute in den S-Bahn-Netzen des Ruhrgebiets und von Nürnberg im Einsatz sind.
Die für die DR gebauten Nahverkehrswagen der Bauart "Halberstadt" entsprechen in ihrer Aufteilung weitgehend den Silberlingen der DB.
Bei der DB wurden nach dem Krieg erstmals Reisezugwagen mit einer Länge von 26,4 m beschafft. Diese Wagen bildeten die Grundlage für den einige Jahre später von der UIC (Union internationale des chemins de fer) definierten UIC-X-Standard-Wagen, der in weiten Teilen Europas im Einsatz ist. Den UIC-X-Wagen gibt es bei der DB als 1.-Klasse-Wagen (Am), 1./2.-Klasse-Wagen (ABm), 2.-Klasse-Wagen (Bm), Halbgepäckwagen (BDm), Gepäckwagen (Dm), Liegewagen (Bcm), Halbspeisewagen (Arm, BRm), Vollspeisewagen (WRm), Schlafwagen (WLm) und Postwagen. Die als DDm bezeichneten Autoreisezugwagen besitzen ebenfalls eine Länge von 26,4 m.
Die erste ab 1954 beschaffte Wagenserie besaß noch einteilige Schwingtüren. In den Nachfolge-Serien wurden dann die zum UIC-X-Standard gehörenden Drehfalttüren eingebaut. Alle UIC-X-Wagen waren ursprünglich mit Runddächern ausgerüstet. Erst neuere Wagen für den TEE-Verkehr, neuere Schlafwagen und Postwagen sowie die auf 27.5 m verlängerten neuen Halb- und Vollspeisewagen erhielten ein Steildach.
Der Wagentyp ist nun schon seit über 60 Jahren im Einsatz, wobei er alle von der DB und der DBAG verwendeten Anstrich-Varianten mitgemacht hat:
Klassische DB-Ära: 1. Klasse blau, gemischte und 2. Klasse sowie Gepäckwagen grün, Speise- und Schlafwagen rot, Schlafwagen des TEN-Pools (Trans Euro Nacht) auch dunkelblau. Ausnahmen: Rheingold beige/blau, TEE beige/rot.
Popwagen-Ära: Fensterband bei 1.-Klasse und 1./2.-Klasse orange, 2.-Klasse blau, Gepäckwagen grün, Liegewagen violett. Speise- und Schlafwagen rot; Bereich unterhalb des Fensterbands bei allen Wagen kieselgrau. Teilweise wurden die Farben für das Fensterband auch hiervon abweichend verwendet.
Ozeanblaue Ära: 1.-Klasse und Speisewagen beige/rot (TEE-Farben), Schlafwagen dunkelblau, alle anderen Wagen beige/ozeanblau.
Produktfarben-Ära der DBAG: Fensterband Intercity rot, Interregio blau, Regionalbahn grün, S-Bahn orange, Packwagen grau, Postwagen gelb; darunter jeweils lichtgrau mit pastellfarbenem Begleitstreifen dazwischen, der bei den Intercity-Wagen später wegfiel.
Aktuell: Fernverkehr: ICE-Lackierung (weiß mit verkehrsroter "Bauchbinde"), Regionalverkehr: verkehrsrot.
Für den 1962 mit neuen Wagen ausgestatteten Rheingold wurden neben den Abteilwagen (nun die Bezeichnung für Durchgangswagen mit Seitengang und Einzelabteilen) mit gegenüber den üblichen 1.-Klasse-Wagen vergrößerten Abteilen (deshalb eines weniger) erstmals auch Großraumwagen beschafft. Besonders auffallend waren aber der Aussichtswagen mit Glaskuppel und der 1 ½-stöckige "Buckelspeisewagen". Vom Aussichtswagen gab es zwei Varianten. Während die Glaskanzel des "Rheingold"-Aussichtswagens in 8 Segmente unterteilt war, besaß jene des Aussichtswagens für den "Rheinpfeil" nur 4 doppelt so breite Segmente. Nach Einstellung des TEE-Verkehrs wurden die Wagen mit "gerade durchgehendem Dach" in das jeweils aktuelle Farbschema umlackiert. Die Buckelspeisewagen waren zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Einsatz. Die Aussichtswagen wurden verkauft und fuhren zunächst für das Freudenstädter Reiseunternehmen "Apfelpfeil", kamen dann als Panorama-Wagen zum Reisebüro Mittelthurgau und fanden schließlich den Weg zur TKAB (TagKompaniet) in Schweden. Inzwischen ist mindestens ein Wagen wieder nach Deutschland zurückgekehrt.
Die ersten modernen Fernverkehrswagen der DR wurden nach den Vorgaben des UIC-Y-Typs gebaut, dessen Wagenlänge nur 24,5 m beträgt. Die Wagen besitzen ein Dach mit gotischem Bogenquerschnitt.
Erst kurz vor der Wende beschaffte die DR mit der Bauart "Halberstadt" auch "lange" Fernverkehrswagen vom Typ UIC-X. Bei der DBAG wurde auch für Fernverkehrszüge der Wendezugbetrieb eingeführt. Die hierfür beschafften Fernverkehrs-Steuerwagen wurden aus den "Halberstädter" Fernverkehrswagen umgebaut.
Da die UIC-X-Wagen mit der Zeit den aktuellen Komfort-Ansprüchen nicht mehr genügten, baute LHB neue Prototypen mit gesicktem Dach und gesickten Seitenwänden, die - wie die TEE-Wagen - größere Abteile besaßen. Diese Wagen gingen zwar nicht in Serie, bildeten aber die Grundlage für den europäischen Eurofima-Wagen, der - zunächst als Prototyp gebaut und getestet - als Serienfahrzeug von mehreren europäischen Eisenbahngesellschaften beschafft wurde. Die Eurofima-Wagen waren die ersten Wagen des UIC-Z-Standards, dem auch die modernen Fernverkehrswagen der DBAG angehören.
Von den modernen DB/DBAG-Standard-Wagen abweichende Varianten sind die Wagen des TUI Ferien-Express und des Metropolitan. Die speziell für den Metropolitan gebauten Wagen waren ursprünglich silbern lackiert und fahren seit der Einstellung dieses Zuges im ICE-Design.
Schon die Lübeck-Büchener Eisenbahn (LBE) betrieb in den 1930er Jahren einen Doppelstock-Wendezug mit Stromlinien-Dampflok auf der Strecke Hamburg-Lübeck. Die Wagen waren auch noch bei der DB bis in die 1970er Jahre im Hamburger Raum im Einsatz. In den 1950er Jahren testete die DB einige Doppelstock-Einzelwagen mit 22,4 m und 26,4 m Länge als Prototypen, die jedoch nicht in Serie gingen.
Bei der DR wurden dagegen zunächst Doppelstock-Gliederzüge beschafft, die als 2-, 4- und 5-teilige Einheiten den Städte-Nahverkehr in der DDR bestritten.
Später kamen Doppelstock-Einzelwagen dazu, die nach der Wende auch von der DB bzw. DBAG in verbesserter Form weiter beschafft wurden. Den im heutigen Nah- und Regionalverkehr nicht mehr weg zu denkenden Doppelstockwagen gibt es sowohl mit Tief- als auch mit Hocheinstieg. Die Doppelstock-Wagen kommen heute meist in Form von Wendezügen mit einem großen Variantenreichtum an Steuerwagen zum Einsatz. Sonderformen stellen die Doppelstock-Schlafwagen der CNL (CityNightLine) da, die heute im DB-Autozug-Design noch vereinzelt in Nachtzügen unterwegs sind.
Ebenfalls im Nachtzug-Einsatz standen die Talgo-Züge der DB, die im Gegensatz zu den Neigetechnik-Triebzügen eine "passive Neigesteuerung" besitzen. Hierbei wird der an Tragsäulen über den Einachs-Fahrgestellen hängende Wagenkasten automatisch durch die in den Kurven auftretende Fliehkraft geneigt.
Der mit einer bunten Landschaft bemalte Hotelzug der Firma EuHoTra (European Hotel Train) kam über eine Präsentation nicht hinaus. Die Firma ging in Insolvenz, bevor der Zug zum Einsatz gelangen konnte.
Damit sind die "wesentlichen" Wagentypen der deutschen Bahnen beschrieben. Sämtliche Wagentypen der deutschen Bahnen zu beschreiben wäre ein "Fass ohne Boden".
Viele Grüße
BahnLand